Die letzten zwölf Monate im Rückblick

collect-it.de GmbH
2021-03-20 11:54:00 / Yu-Gi-Oh Competitive Artikel
Die letzten zwölf Monate im Rückblick -

Viele würden wohl meinen, dass ich mir mit "Mitte März" einen komischen Zeitpunkt ausgesucht habe, um auf die vergangenen zwölf Monate zurückzuschauen. Doch wir alle wissen, dass das letzte Jahr kein Normales gewesen war, weshalb ich mir auch genau diesen Zeitpunkt ausgesucht habe. Denn am 13.03.2020 wurde die landesweite Schließung von Schulen, Universitäten und anderen Lehrstätten ausgerufen, um dem Corona-Virus entgegenzuwirken. Und diese Maßnahmen haben sich innerhalb eines Wimpernschlages auf alle weiteren Bereiche des Lebens ausgebreitet, bis es zum "weichen Lockdown" wurde, in welchem wir uns zum heutigen Stand etwas mehr als ein Jahr später immer noch befinden, auch wenn er sich seither stark verändert hat. Dies hatte selbstredend auch Auswirkungen auf unsere YGO Welt. Und genau um diese Auswirkungen soll es heute gehen.

Willkommen im Produktchaos

Eldlich der goldene LordDen Anfang machen wir dann doch direkt mal bei all den Produkten, die wir seit März im TCG erhalten haben. Darunter gehörten bisher vier Hauptsets(Eternity Code, Rise of the Duelist, Phantom Rage, Blazing Vortex), zwei "Deck Build Set Equivalents"(Secret Slayers, Genesis Impact), vier Special Sets(Duel Overload, Toon Chaos, Battles of Legend: Armageddon, Maximum Gold), eine Mega Tin(2020 Tin of Lost Memories), vier normale Structure Decks(Mechanized Madness, Sacred Beasts, Spirit Charmers, Freezing Chains), drei Turnier Packs(OTS Tournament Pack 13, 14 und 15) und zwei Speed Duel Starter Decks(Match of the Millennium, Twisted Nightmares) sowie fünf andere Produkte(Legendary Duelists: Season 1 und Season 2, Dragons of Legend: The Complete Series, Legendary Duelists: Rage of Ra, Speed Duel: Battle City Box).

Schaut man sich das Ganze so weit an, könnte man meinen, dass sich nicht wirklich viel verändert hat. Auf den ersten Blick sieht man kaum großen Veränderungen an der Produktpalette und wenn man die Turnierpacks abzieht, kommt man auch weiterhin auf cira ein Produkt alle zwei Wochen.

Zugangskodier-SprecherWas sich aber verändert hat, waren zum größten Teil die tatsächlichen Releasezeiten. So regnete es viele Release-Verschiebungen, weshalb es schon zwei bis drei Monate ohne ein einziges neues Produkt gab, während andere dafür die doppelte Produktmenge bereithielten. Besonders schlimm war es zu Beginn, wo beispielsweise der Produktrelease von Eternity Code verschoben wurde. Denn hierbei handelte es sich um keine Verschiebung von globalem Umfang, sondern einer regionsabhängigen Verschiebung. Grundsätzlich wäre dies kein Problem, wenn mit "regionsabhängig" das OCG gegenüber das TCG beziehungsweise TCG gegenüber dem OCG stärker verschoben wurde, doch leider haben sich die Verschiebungen auf Regionen innerhalb des TCGs beschränkt, insbesondere Amerika gegenüber allen anderen TCG-Regionen. So erschien Eternity Code in Europa am fünfundzwanzigsten April, während Amerika diese erst zum fünften Juni offiziell in den Händen halten durfte. So was führt selbsterklärend zu mehreren Problemen. Beispielsweise hat es den Kartenpool beider Regionen kurzweilig Unterschieden, was zumindest für Onlineturniere zu mehreren kleinen Problemen geführt hat. Die größte Schwierigkeit lag eher darin, dass entsprechend Amerikaner gezielt Karten aus Europa importiert haben, um möglichst schnell mit den Karten spielen zu können. Denn ein Versand nach Amerika kann im Schnitt in zwei Wochen oder weniger erledigt werden, was um einiges kürzer ist als die vier Wochen Wartezeit auf den regulären Release. Schlussendlich hatten sich diese Käufe aber in Grenzen gehalten, weshalb der Markt nicht allzu großen Schaden davongetragen hat. Zumindest keinen so Großen wie den, mit dem ich persönlich gerechnet hätte. Wobei diese Situation einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat, weshalb seither fast alle Verzögerungen für alle Regionen gleichwertig galten oder in einem Umfang von wenigen Tagen gesetzt waren.

Toon-Schwarz Glänzender SoldatEin weiteres kleines, aber nicht so feines Detail, dass durch die Release-Verschiebungen entsteht, sind die News-Löcher. Also Wochen, in welchen weder neue Karten aus dem OCG noch neue Informationen oder World Premiere Karten im TCG angekündigt oder gezeigt werden. Diese Löcher treten normalerweise recht selten auf und selbst dann verläuft sich meist noch eine einzelne Karte in der Woche, doch durch allerlei Verschiebungen werden auch Ankündigungen und Vorstellungen nach hinten verschoben, was entsprechend zu einer größeren Anzahl als auch länger andauernden News-Löchern führt.

Was hingegen sehr viel mehr Aufmerksamkeit erregt hat, war die allgemeine Produktqualität in diesem Jahr. So gab es direkt zu Beginn mit Toon Chaos eine Vielzahl an Produktionsfehlern bei den Karten und dies führte sich auch bei weiteren Sets fort. Den Höhepunkt erreichte das Ganze dann bei Maximum Gold, wo die verrücktesten und heftigsten Missprints überhaupt verzeichnet werden konnten. Normale Fehler wie Misscuts (Falsch geschnittene Karten), Name Shifts (Verschiebungen des Kartennamens) oder "Holo Missing" Fälle gehörten schon zur Tagesordnung, auch extremere Beispiele wie Double Stamps (zweifache Kartennamen/Kartentexte meist mit Verschiebung), enorme Foil Shifts (zu Deutsch: Eine Verschiebung des Holo-Effektes) oder starke "Einblutungen" anderer Karten konnte man verzeichnen. Okay, aus Sammler-Sicht ist so was schon ansprechend[1], für einen Spieler ist dies aber ein Graus. Allein schon fehlerfreie Gold Rares werden selbst jetzt noch als mit einem Auge mehr beäugt, da sie dick genug sind, dass man sie rausfühlen kann. Kommt noch ein Missprint dazu, ist es eigentlich schon mit ihrer Spielbarkeit aus. Besonders da es hierzu kein offizielles Statement oder Handling gibt, ist die Verwendung dieser Maximum Gold Karten immer mit einem Risiko belegt. Behaltet dies bitte im Hinterkopf, wenn es irgendwann wieder regulär losgeht und ihr solche Karten in euer Deck packen wollt. Nicht das ihr unerwartet einen Deckcheck und anschließend eine Spielstrafe reingedrückt bekommt.

Veränderungen überall, oder doch nicht?

Das Jahr selbst bot eine Vielzahl von Veränderungen für unser Kartenspiel, insbesondere wenn es um die Funktionsweise des ganzen Spiels geht. So wurde schon weit im Voraus, im Winter 2019, angekündigt, dass mit dem japanischen Start des Yu-Gi-Oh Sevens Anime auch die vorhandene Master Rule im OCG als auch im TCG ausgetauscht werden sollten. So wurde aus der "new Master Rule" (inoffizielle Bezeichnung "Master Rule 4") die "New Master Rule April 2020 Revision" (inoffzielle Bezeichnung "Master Rule 5") und damit auch die Einschränkungen, die den Extradeckmonstern im Jahre 2017 aufgebürdet wurden, gelockert. Dies allein war natürlich eine Thematik mit sehr gemischten Gefühlen. Einige sahen dem positiv entgegen, da sie ihre von der letzten Master Rule fast zur Unspielbarkeit eingeschränkten Decks wieder so wie vorher spielen konnten. Andere hatten hingegen bedenken, da entsprechend die Entschleunigungswirkung[2] der Link Mechanik gelöst wurde und man entsprechend mit einer größeren Zahl an Balancing-Probleme gerechnet hat.

D.D. KräheUnd an dieser Stelle fällt mir direkt wieder ein Gespräch von mir mit einem Freund ein, was wir irgendwann im Frühjahr geführt hatten. Da ging es darum, ob er bei einer Regional in seiner näheren Umgebung mitspielen solle oder nicht. Er selbst spielt relativ wenig und wäre auch eher zum Spaß haben mit seinem HELD-Deck auf dem Stand von 2018 dabei gewesen (gegebenenfalls noch mit einigen Karten, die er sich von mir geliehen hätte). Doch die Regional wäre exakt am ersten Wochenende im April 2020 gewesen und wir wussten schon, das Kristron Halqifibrax kurz vorher seinen TCG Release haben sollte. So war er sich uneinig, ob er wirklich dabei sein wollte. Auf der einen Seite hatte er schon Lust gehabt, wieder "ungehemmt" wie vorher spielen zu können, andererseits machten ihm die Lockerungen und Halqifibrax sorgen, dass es auch schnell dahin hätte abdriften können, dass er gar nicht wirklich zum Zug kommen würde und sich nur den Würfelwurf anschauen dürfte. Schließlich wäre dies direkt das erste Wochenende gewesen, wo die Leute wieder fast genauso ausrasten konnten, wie kurz vor der Einführung der Link Mechanik, nur jetzt mit dem zusätzlichen Werkzeugkasten, die einem die Karten der letzten drei Jahre spendiert haben. Also selbst auf regionalen Niveau gab es viele Gründe, warum die Leute einfach ihren erstbesten "FTK" oder "Semi-FTK" hätten auspacken können, um den Spaß der anderen Spieler möglichst gut zu dezimieren. Ja, einer, der das Spiel kompetitiv spielt, wird sich wohl schon in der Woche oder den Wochen im Voraus eingespielt haben, doch hier ging es eher um das spielerische Mittelfeld, mit welchem er wohl am meisten zu tun haben würde und wo ich von ausgehen dürfte, dass es entsprechend schlimm ausfallen könnte.

Doch dieser "Knall", so wie ich ihn nennen möge, ist schlussendlich ausgeblieben. Nicht aber, weil es weniger schlimm geworden ist (wobei es zu der Zeit im Online Format recht fair zuging), sondern einfach, weil wir es nie wirklich so miterleben konnten, wie es angedacht war. Diese und natürlich jede andere Regional kurz davor und weit danach wurden aufgrund der Lage abgesagt. Und im Allgemeinen muss ich sogar fast schon sagen, dass es schade war, dass wir diesen "Knall" nicht miterlebt haben, da sich die neue Master Rule somit eher schleichend eingebürgert hatte. Es war einfach kein "Aha-Moment", wo diese beiden möglichen Ausgänge des Master Rule Wechsels aufeinanderprallten und entsprechende "Narben" bei den Spielern hinterlassen hätten. Narben auf dem Ausmaß eines Maxx "C", der auf den Spezialbeschwörungs-Effekt einer Zoodiak-Rattpier angekettet wird, sodass man sich für sein Leben daran zurückerinnern kann.

Die RichterinÄhnlich still war es auch um die weiteren Regelanpassungen geworden, die parallel mit der Master Rule eingeführt wurden. Ich weiß noch, welche Wellen damals die Abschaffung des Early Triggers, einer Regelinterpretation, die damals exklusiv im TCG galt und 2017 ihr Ende fand, gemacht hat. Diese Welle lag natürlich auch hier darin, dass niemals offiziell angekündigt wurde, dass bestimmte Dinge nicht mehr gelten und erst mit der Durchführung der YCS Rimini 2017 wurde der Early Trigger auf dem Event und anschließend weltweit nicht mehr angewendet[3]. Und ähnlich hätte es auch dieses Jahr kommen sollen. Denn zusammen mit den Master Rule Revision gab es auch eine "Ruling Revision", bei welcher man sich im OCG (überraschenderweise) an den Nordamerika exklusiven Rulings angenähert hat. Diese beinhaltete das Trigger-Verhalten von "Activation-Location Effects" sowie dem Verhalten von permanenten Fallenkarten, die sich selber als Monster spezialbeschwören. Diese wurden einzig auf der japanischen Yugioh-Card-Seite (ein Artikel, der diese Änderungen aufschlüsselt, findet ihr hier) veröffentlicht, während insbesondere für die europäische Region unbekannt war, ob auch hier diese Regelungen übernommen werden. Normalerweise wäre das Thema nur halb so undelikat, da man spätestens beim nächsten groß repräsentativen Event wie eine Yugioh Championship Series/Deutsche Meisterschaft/Europameisterschaft eine ähnlich absolute Information gehabt hätte, ob diese Regelungen nun gelten würden oder nicht. Doch wie schon im Abschnitt zuvor erwähnt, wurden alle Events abgesagt, die hierfür eine sinnvolle Referenz dargestellt haben. Prinzipiell konnte man also nicht mal im lokalen Bereich im Sommer (als sich die Lage etwas gebessert hatte und sehr vereinzelte Locals existiert haben) ordentlich spielen, wenn man sich nicht auf was geeinigt hat. Ich weiß noch, als wir uns für die Planung der eYCS#5 zusammengesetzt hatten und auch dieses Thema im Raum stand. Und auch da konnte man schon keine einheitliche Meinung unter den Anwesenden finden, weshalb das Thema bis zur letzten Woche vor Beginn zur Debatte stand. Denn für einige waren diese Anpassungen nur ein Teil der angekündigten Master Rule Revision gewesen, für andere war es hingegen nicht in der offiziellen Video-Ankündigung Konami's im Dezember 2019 enthalten gewesen (da zu dem Zeitpunkt diese nicht mal für das OCG bekannt waren) und entsprechend der alte Regelbestand weiterhin geltend wäre[4].

Inzwischen hat man hierzu auch keine hundertprozentige Antwort, auch wenn es durch die Remote Duel Events danach ausschaut, dass diese auch bei uns übernommen wurden. Hier muss man halt bedenken, dass die Größeren dieser Events ähnlich einer German Open, sprich wie eine größere Regional die aber primär von privaten Shops abgehalten werden und von Konami direkt unterstützt werden, gehandhabt werden und es entsprechend keine Garantien gibt. Eine wirklich sichere Antwort zu dem Thema wird es also erst geben, wenn ähnlich große Events abgehalten werden.

Und da wir ja eh schon beim Ändern der Regeln sind: Vor etwa vier Monaten wurden auch die Tournament Policy Dokumente aktualisiert. Die größte und wichtigste Änderung stellte natürlich die Integration von Yu-Gi-Oh Neuron dar, welches ähnlich wie die vorherigen Änderungen eine gravierende Veränderung im Spiel darstellte, aufgrund der aktuellen Lage aber ebenfalls still und leise integriert wurde. Und wenn man über die Änderung bezüglich regional abhängiger Sicherheits-/Gesundheitsschutzrichtlinien dann bleibt nur noch die neue "Double Sleeve Policy". Denn seit Kurzem ist es auch in der TCG Region erlaubt zu doublesleeven, auch wenn es hier natürlich weitere Regelungen gibt. Und das ist ein Thema, was ich für verdammt gefährlich halte. Denn die meisten Spieler haben absolut keine Ahnung wie man "korrekt doublesleeved"[5], weshalb gerade die Anfangszeit, in welche die Regel eingeführt wäre, eher helfend statt streng durchgreifend die Spieler unterstützt hätte, dabei keine Fehler zu begehen. Doch da im Moment nur Remote Duel Events existieren, bei welchem man nur sehr schwer die exakte Verwendung von Double Sleeves prüfen kann, kann es am Ende der Pandemie zu größeren Problemen kommen, da entsprechend die "Samthandschuhe" der Judges längst ausgezogen wurden. Es sollte also niemanden überraschen, wenn auf den ersten großen Events im realen Leben einige Strafen mehr als gewöhnlich verteilt werden könnten. Ich hoffe nur, dass bis dahin TCG-eigene Double Sleeves in den Handel gekommen sind, die einem die Fehlerquote drastisch verringern können.

BeschwörungstorEin anderes Thema, welches sich stark verändert hat, ist der "Bannhammer". Denn während Konami den Hammer ähnlich eines nordischen Gottes zu schwingen vermag hat, zeugte das letzte Jahr doch eher davon, dass er gegen einen Gummi-Hammer ausgetauscht wurde. So wies die Juni 2020 TCG Liste einzig und alleine drei Karten auf, die von limitiert auf unlimitiert gesetzt wurden. Und das, obwohl im Juni schon eine unvermeidliche Hölle der Jetsynchron-Kombos ausgebrochen war und es eigentlich keine positiven Meinungen zu dieser Liste gab. Man muss halt bedenken, dass man im April sowie auch im Mai in ganz Europa keine Turniere spielen konnte und auch Amerika hatte wenig bis gar keine realen Events gehabt (doch dazu später mehr).

Entsprechend waren die ersten Erwartungen im August für die kommende September-Liste nicht wirklich hoch gewesen. Diese sah aber schon eher wie eine echte Liste aus, auch wenn sich ein gewisses Muster abzeichnete: Es gab insgesamt drei Karten, die von unlimitiert auf verboten gesetzt wurden, sowie eine, die von unlimitiert auf limitiert verschoben wurde. Die restlichen Karten, welche in Summe zwölf Änderungen darstellten, waren alles Aufstufungen von zuvor eingeschränkten Karten. Doch während die zwölf Aufstufungen schon ein sichtliches Ergebnis aussprachen, so waren drei der vier Einschränkungen, und zwar die gebannten Karten viel relevanter. Diese waren nämlich Blockdrache, Jetsynchron und Mecha-Phantomungeheuer O-Löwon welche alle von drei auf null Kopien runtergesetzt wurden. Alle drei waren auch essenzielle Bestandteile der bis dato gespielten Kombo-Decks wie Steinbefreier und Kombo Engines wie alles, was sich um Jetsynchron seit Linkreuz-Release angehäuft hat. Das Entscheidende war meiner Ansicht nach hier, dass man sich nur Karten zur Brust genommen hat, welche nicht in der Zeit vom ersten März bis September releast wurden. Natürlich, schlussendlich haben diese Hits ihre Aufgaben erfüllt und die momentanen Probleme des Formats gelöst und auch Decks, die in dieser Zeitspanne releast wurden, vorerst ins Abseits zurückgeschickt. Doch es sprach eine wichtige Botschaft, wonach Karten, die seither nicht mal auf kleinen echten Turnieren gespielt werden konnten, nicht anfassen wird.

Doch das spannendste Verhältnis findet sich meiner Ansicht nach im Vergleich der September-Liste mit der Dezember-Liste: Auch hier wurden drei Karten von unlimitiert auf verboten gesetzt, und alle verbliebenen sechs Karten waren weitere Aufstufungen. Was natürlich zuerst auffiel, war auch hier die sehr viel größere Zahl an Lockerungen als an Einschränkungen sowie das auch hier drei Karten verboten worden. Interessanter ist hier aber die Wahl der drei Karten: Linkreuz, Rauchgranate des Diebs und Zerstörungsschwert des Drachenbusters. Und während die letzten beiden ebenfalls Karten dargestellt haben, welche man schon weit vor dem Jahr 2020 hätte erhalten können, hier aber ähnlich den September-Hits im selben Jahr reprintet hatte, so wurde eine frisch im April/Juni releaste Karte gebannt. Dies steht natürlich im Konflikt mit den Aussagen, die ich zur September-Liste gebracht habe, da davon auszugehen war, dass frisch im Jahre 2020 erschienene Karten einen Freifahrtsschein gehabt hätten. Die Begründung hierfür lag meiner Ansicht nach in der Entwicklung, die Remote Duel vom September bis hin zum Dezember vollzogen hat. Denn im November folgten die ersten Remote Duel Invitationals, welche nicht nur von Influencern (aka. Youtubern) gespielt wurden, sondern auch von Profispielern aus den Reihen der Community und anschließend gab es zumindest auch für Amerika die erste Extravaganza. Zudem gab es vereinzelte Regionen, die von Juni bis etwa Oktober unter gewissen Auflagen Locals spielen konnten und entsprechend die Chance besessen hatten, Linkreuz zu verwenden. Außerdem behaupte ich, dass man gezielt sein Bestes versucht hatte, keine oder wenn dann möglichst wenige Karten zu verbieten, die erst in diesem Jahr ihren Release hatten. Das wird zumindest noch mal durch die Tatsache untermauert, dass man keines der guten Decks direkt angegriffen hat, sondern gezielt drum herum gehittet hatte.

Was die jetzige Liste für Vergleichsmöglichkeiten bietet, kann ich zu diesem Zeitpunkt, wo ich diesen Artikel schreibe, nicht sagen, da sie noch nicht veröffentlicht wurde. Ich behaupte aber mal, dass wir ein ähnliches Muster fortgesetzt sehen. Weiterhin wird man gezielt auf Karten losgehen, die vor 2020 releast wurden und maximal in diesem sowie dem aktuellen Jahr reprintet wurden und sich auch darauf fokussierten Karten hochzustufen als herunterzusetzen.

Turniere mal Oldschool

ÜberarbeitetDie größten Veränderungen im Spiel lagen aber selbstverständlich auf der Turnierebene. Denn egal, ob man Competitive Regional über Regional gegrindet hat oder einfach nur gelegentlich zu seinen Locals gefahren ist: Keiner von uns konnte über diese zwölf Monate so wirklich spielen, wie es gewollt war. Parallel zum Ausruf des "Soft-Lockdowns" im März 2020 schlossen auch alle Turnierstandorte in Europa ihre Pforten und in den darauf folgenden Tagen und Wochen wurden auch alle internationalen Events direkt gecancelt oder auf unbestimmte Zeit verschoben und schlussendlich gecancelt. Und damit war die Turnierlandschaft auf der ganzen Welt zum Erliegen gekommen, während auch das Spielen mit Freunden am "Küchentisch" durch die anfänglichen Auflagen stark erschwert wurden.

Wobei das nicht ganz wahr ist. Denn zumindest für die Turnierlandschaft haben sich auf kürzere Zeit privat organisierte Alternativen gebildet, welche auf den jeweiligen Plattformen Duelingbook und/oder Edopro/YGOPro ausgespielt wurden. Dadrunter war auch die zuvor erwähnte 5. eYCS, welche sich hauptsächlich auf die deutsche Spielerschaft fokussiert hat. Im amerikanischen Raum folgte nach kurzer Zeit auch die Luxury Champion Ship welche durch ihren verdammt großen Preispool Spieler weltweit anlocken konnten. Doch auch eine Vielzahl an Youtubern wie beispielsweise YugiJoe oder Schattenspieler veranstalteten plötzlich Turniere, weshalb wir nach circa einen Monat sogar ein Überangebot hatten. Dieses Überangebot als auch die ersten Besserungen in der Lockdownsituation ab etwa Mai sorgten dann dafür, dass viele der zuvor "aufgeploppten" Turnierserien schnell wieder eingegangen sind.

Karten mischenDoch das sind ja nur Events über inoffiziellen Simulatoren. Und da Yu-Gi-Oh neben Yu-Gi-Oh Duel Links und Yu-Gi-Oh Legacy of the Duelist Link Evolution keine offiziellen Simulatoren besitzt, von denen eines ein ganz anderes Spielsystem besitzt und das andere seither ein Mal im Jahre 2020 aktualisiert wurde, wurde es natürlich ganz schön delikat[6]. Der erste und bisher einzige Weg, den man "über Nacht" aus dem Boden gestampft hat, ist das sogenannte Remote Duel. Dabei handelt es sich effektiv nur um das damalige Konzept der Skype Duelle, bloß dass man sich hier auf die Drittsoftware Discord statt Skype verlassen muss und man dies nun unter "offizieller" Flagge macht. Vorgestellt wurde dieses Konzept schon im April, doch hier wurde es wenig bis gar nicht von der Spielerschaft akzeptiert. Im Gegenteil: Schon zu Beginn gab es enorme Vorwürfe von leichten Wegen zu cheaten.

Deshalb folgten auch schon im Mai 2020 die ersten offiziellen Remote Duel Invitational im europäischen Raum. Hier durften damals nur Yugituber teilnehmen, da man sich hier erhoffte, dass sie gute Werbung für das Spielprinzip Remote machen konnten. Dies zeigte aber wenig bis gar keinen Erfolg. Glücklicherweise hatte sich im Juni/Juli langsam Besserung angedeutet, weshalb zumindest vereinzelte Regionen wieder Locals anbieten konnten, auch wenn diese unter starken Einschränkungen litten. Die anstehende Hoffnung auf Besserung hat Konami dann dahin bewegt, "Back to Duel" Events bei ebenjenen Locals anzubieten. So sollten diese von September bis November abgehalten werden und neben Spielmatten auch Field Center als Preise vergeben. Das hat im deutschen Raum ganz gut funktioniert, bis plötzlich im Oktober die nächste Welle ausgebrochen war und das Thema gegessen war.

Wahl des GebersDarum hatte man schnell entgegengesteuert und eine weitere Remote Duel Invitational, diesmal aber eine für Amerika und eine für Europa im Oktober veranstaltet. Ähnlich der vorherigen Invitational durfte man hier nur teilnehmen, wenn man direkt von Konami eingeladen wurde. Doch diesmal haben sich neben weiterhin vielen Yugitubern auch bekannte Spieler aus der Community eingefunden und dadurch für das Verfahren Werbung gemacht.

Doch trotz allem blieb das Interesse an Remote Duels gering. Kein Wunder, da viele Shops gar nicht die Zeit in der Pandemie hatten, um Turniere anzubieten, da sie um ihre eigene Existenz kämpfen mussten und auch von spielerischer Seite wenig Akzeptanz eingefunden hat.

Und hier begann meiner Meinung nach der größte Fehler, den man mit Remote Duel hätte eingehen können: Es wurden Remote Duel Extravaganzas angeboten, bei welcher man sich für Remote Duel Invitationals qualifizieren konnte. Da bei den Invitationals entsprechend Preiskarten ausgegeben wurden, war das Interesse natürlich groß, was sich aber spätestens bei den livegestreamten Matches gerächt hat. Denn spätestens seit Anfang des Jahres wurden fast alle Remote Duel Events gestreamt und bei vielen wurde entweder Cheating beobachtet oder Cheating vermutet. Jetzt kann man natürlich Vermutungen anstellen, wie es bei den Matches ausschaut, die nicht gestreamt wurden[7]. Doch hier möchte ich nicht weiter drauf eingehen.

Zumindest steht im Moment fest, dass das aktuelle Extravaganza und Invitational Verfahren weitergefahren wird, unabhängig wie gut oder schlecht es ist.

Wird das nächste Jahr besser werden?

Schlussendlich komme ich langsam zum Ende. Das Jahr ist ganz klar anders verlaufen, als einige von uns geplant hatten und es ist an einigen Stellen vermutlich sehr viel schlechter geworden, als wir es uns alle ausgemalt haben. Andererseits hätte es unter den aktuellen Umständen wohl noch viel schlimmer ausgehen können. Natürlich bleibt zu hoffen, dass ich in zwölf Monaten nicht erneut zurückkehren muss, um dies zu revidieren, da es aktuell ja so ausschaut, als könne man das Licht am Ende des Tunnels schon sehen (auch wenn es erst der erste Lichtstrahl eines Ausgangs ist).

Abschließend kann ich nur noch das Wort an euch weitergeben: Habt ihr noch Punkte, die ich ausgelassen habe oder auf die ich mehr hätte eingehen sollen? Wie sah euer letztes Jahr Yugitechnisch aus und was hättet ihr gerne anders gemacht? Und was erhofft ihr euch von diesem Jahr alles? Schreibt es doch in den Diskussionsthread.

-deckcreator16

[1] Um das direkt mal klar zu machen: Nur weil ihr eine Karte mit einem Missprint habt, ist die nur in den aller seltensten Fällen wirklich mehr Wert als eine reguläre Version. Wie ich vorhin schon versucht habe zu erklären, kann man die Fehler in "Häufig" und "Weniger häufig" unterteilen. Einen groben Versuch, das zu unterteilen, habe ich wie gesagt schon kurz versucht. Und das ist bloß eine Auswahl.

[2] An dieser Stelle möchte ich direkt noch mal erwähnen, dass entgegen dem Glauben vieler Spieler die Link-Mechanik nicht dafür eingeführt wurde, um das Spiel zu entschleunigen, sondern einfach nur die Verwendung von Linkmonstern zu erzwingen. Denn gerade zu Beginn waren viele der Linkmonster noch so schwach, dass man sie selbst mit dem Zwang einfach nicht oder nur wenig gespielt hat. Außerdem hat man ja schon ein halbes Jahr später im SPIORAL-Format gesehen, dass keine echte Entschleunigung geherrscht hat. Ansonsten wären nicht so schnell so gute Linkmonster erschienen. Zusätzlich bot der "Extra Link" eine weitere Waffe, um ähnlich unschön das Spiel zu beenden wie vor der Einführung der Link Monster. Außerdem denke ich, dass die April 2020 Revision das perfekte Beispiel dafür gewesen sind, dass die Entschleunigung schon damals kein Ziel der Link Mechanik gewesen ist, da man jetzt mit einem weiten Pool an Linkmonstern sich gar nicht mehr auf den damaligen Zwang verlassen muss. Die schiere Stärke vereinzelter Linkmonster hat schon dafür ausgereicht, die Frage, ob man darauf vollständig im Spiel verzichten kann, obsolet zu machen. Klar, jetzt haben wir mit Virtuelle Welt ein Thema im Spiel, welches keine Linkmonster spielen kann und auch keine spielen darf, aber selbst jetzt findet man in vielen der anderen Decks noch Linkmonster wieder.

[3] Wobei das natürlich nicht unbedingt heißt, dass es wirklich nirgendwo mehr gilt. Ich erwähne es zwar gefühlt in jedem Artikel wieder, in welchem ich dieses Thema erwähne, aber alle TCG Rulings sind immer nur für das aktuell stattfindende Event gültig. Sollte also ein Head Judge auf einer Regio "von nebenan" auf die Idee kommen, weiterhin mit Early Trigger zu rulen, so wird dieses auf dem Event auch angewendet. Nur kommt dies heutzutage eigentlich gar nicht zum Tragen da Judges bis auf wenige Ausnahmen, sich gut selber darüber informieren, was gilt oder was nicht mehr gilt. Wobei das natürlich auch nicht von einem Judge und noch weniger von Spielern verlangt wird. Denn die einzigen wirklich offiziellen Regelquellen sind nur die Rulings die auf der offiziellen Gameplay-Seite gepostet wurden und auch nur diese werden als verpflichtend zu wissen vorausgesetzt (insbesondere die letzten fünf Abschnitte). Und wenn man mal die First Steps, Tutorials, Resources und Policy Documents abzieht, bleiben neben "allgemeinen Regelungen" nur noch die FAQs zu Rivalität der Kriegsherren oder Gozen Match übrig.

[4] Und ich sag es euch, das waren nur einige wenige Beispiele... Im Nachhinein hätte ich vielleicht einfach Folgendes sagen sollen: "Dann lasst uns doch eine Münze werfen. Normalerweise wäre das ja der ideale Zeitpunkt, das wie echte Männer mit einem Kinderkartenspiel zu klären, leider geht das schlecht, wenn die Regeln nicht eindeutig sind..."

[5] Zu dem Thema haben wir schon einige Threads im Forum gesehen und ich will gar nicht wissen, wie viele gar nicht erst solche Fragen stellen, da sie denken, das man hier ja gar nichts falsch machen könnte. Beizeiten werde ich vielleicht auch mal versuchen, einen Artikel zu formulieren, der einem das wichtigste zu dem Thema beibringt. Ich selber habe nämlich schon Erfahrungen mit dem Thema aus anderen TCGs und kenne auch ein paar mehr Marken als der Durchschnittsspieler.

[6] Und hier bin ich persönlich an einem Punkt, wo ich mal besonders harsche Kritik abgeben muss. Denn wir müssen ehrlich sein: Der fehlende Online Simulator ist seit Jahrzehnten ein Thema, was schleifen gelassen wurde. Was ziemlich traurig ist, da nicht nur die anderen beiden großen TCGs, Magic: the Gathering mit Magic Arena und Pokemon TCG mit Pokemon TCG Online, jeweils einen besitzen, sondern auch drittklassige TCGs es geschafft haben, eigene Simulatoren einzuführen oder direkt mit diesem veröffentlicht zu werden. Und es ist ja nicht so, als würden entsprechende Basen für einen vollfunktionsfähigen Simulator fehlen, schließlich hat man schon eine Vielzahl von Videospielen mit implementierten Regeln geschaffen (zum Beispiel die World Championship- oder Tag Force-Reihe, das originale Yu-Gi-Oh Online oder auch Legacy of the Duelist: Link Evolution), worauf man hätte aufbauen können. Dass man es seit 20 Jahren erfolgreicher Existenz nicht geschafft hat, was Sauberes auf die Bühne zu bringen ist halt ein enormes Trauerspiel, und gerade die Pandemie zeigt noch mal auf, wie man hier seit Jahrzehnten geschludert hat. Aber versteht mich nicht falsch: Auf kurz oder lang hätte das Spiel eh einen echten offiziellen Online Simulator benötigt, um am Leben zu bleiben. Die aktuelle Lage beschleunigt dies nur. Vermutlich ein Grund, warum vor Kurzem einer für das OCG angekündigt wurde.

[7] Allgemein möchte ich noch mal hervorheben, dass ich Remote Duel nicht für ein allzu schlechtes Konzept halte. Prinzipiell ist es sogar gut um Spielern, die aus Regionen stammen, wo keine Spielerschaft existiert, eine Möglichkeit zu geben, mit realen Karten das Spiel zu genießen. Ich selbst wohnte nämlich auch in einer ähnlichen Gegend, wo ich mit dem Alter von etwa zwölf Jahren keinen einzigen Spielpartner mehr besaß und weiß, wie unangenehm so eine spielerische Einsamkeit sein kann. Doch Remote Duel sollte sich meiner Ansicht nach maximal auf Locals und einem Spielerrahmen von maximal 20 Leuten beschränken und nicht zu einer solch großen Veranstaltung mit übermäßig wertvollen Preispool entwickeln. Denn das lockt auch immer schwarze Schafe an, was insbesondere bei Remote Duel zu einfach zu Cheating führt und wo dieses nur sehr schwer verhindert werden kann.

Wäre ich persönlich in der Pflicht gewesen, Remote Duel Events anzukündigen, hätte ich eher versucht, den Preispool für Local Tournaments auszubessern (heutzutage holst du halt niemanden mehr mit Mouse Pads oder Playmats hinter dem Ofen) oder Shops, die in der momentanen Situation keinen Kopf dafür haben, Turniere anzubieten, unter die Arme zu greifen. Doch gerade bei den Preisen dürfe man es auch nicht übertreiben, so wie wenn man exklusive Remote Duel Events Karten anbietet, die metarelevant sind oder Karten, die perse solch hohe Preise auffahren können wie Preiskarten. Man merkt also das auch sowas nicht leicht umzusetzen ist, was natürlich nicht heißt, dass man es nicht einfach direkt ordentlich machen könnte.


News